16.11.2016

Immuntherapie mit Pembrolizumab verbessert Chancen bei fortgeschrittenem Lungenkrebs

Immunfärbung von Material aus Tumoren: Eine detaillierte genetische und proteinbiochemische Untersuchung ermöglicht eine passgenauere Behandlung

Deutliche Verbesserungen für die Therapie dürfen Patienten mit metastasiertem nicht-kleinzelligen Lungenkrebs erwarten. Dies ist das vielversprechende Ergebnis einer klinischen Studie, in der der Antikörper Pembrolizumab auf Wirksamkeit getestet wurde. Die Studiendaten wurden kürzlich unter Erstautorschaft von Prof. Dr. Martin Reck (LungenClinic Grosshansdorf, DZL-Standort ARCN) im renommierten New England Journal of Medicine veröffentlicht.

Mit Antikörpern durchgeführte Immuntherapien revolutionieren die Behandlung des Krebses, denn sie wirken gezielter und haben weniger Nebenwirkungen als Standard-Chemotherapeutika. Aus diesem Grund waren die Erwartungen an die Phase-III-Studie mit dem Namen „KEYNOTE-024“ hoch. Wie schon bei der im letzten Jahr publizierten Studie zum Antikörper Nivolumab wurde als Ansatzpunkt das Protein PD-1 (programmed cell death-1) gewählt. PD-1 ist gemeinsam mit seinem Rezeptor PD-L1 dafür verantwortlich, dass Tumore der Erkennung durch das Immunsystem entgehen (Näheres zum Wirkprinzip im Artikel zu Nivolumab). Wie Nivolumab erkennt der in der neuen Studie eingesetzte Antikörper Pembrolizumab das Protein PD-1 und verhindert so, dass dieses an PD-L1 bindet. Im Gegensatz zur Nivolumab-Studie wurden mit Pembrolizumab allerdings nur solche Patienten mit metastasiertem nicht-kleinzelligen Lungenkrebs (NSCLC) behandelt, bei denen die Tumorzellen sehr viel PD-L1 aufwiesen. Das Ergebnis ist vielversprechend: Pembrolizumab ist der Standard-Therapie mit Chemotherapeutika in allen Wirksamkeitskriterien überlegen. Die Patienten lebten insgesamt länger, zeigten über eine längere Periode keinen Krankheitsfortschritt und hatten zudem weniger schwere Nebenwirkungen. Darüber hinaus sprachen ihre Tumore besser und länger auf die Antikörpertherapie an als auf Chemotherapeutika. Lediglich Nebenwirkungen, die das Immunsystem betrafen, traten etwas häufiger auf.

Ein Ziel der Forschung ist es, genauer auf den Patienten zugeschnittene Behandlungen zu entwickeln. Diese spezifischen Therapien haben den Vorteil, dass sie oft nebenwirkungsärmer sind. Folgerichtig werden Patienten vor Behandlungsbeginn heute genauer genetisch typisiert und die Proteinexpression ihrer Tumore detaillierter untersucht. So kann man  Patienten identifizieren, die bestimmte Mutationen –  beispielsweise im EGF-Rezeptor – aufweisen, und sie anschließend mit auf diesen Rezeptor zugeschnittenen Tyrosin-Kinase-Inhibitoren behandeln. Allerdings ist die Zahl der Patienten mit solchen Genmutationen zum Teil klein. Im Gegensatz dazu wurde bei 30% der untersuchten Patienten eine hohe PD-L1-Expression gefunden. Das heißt, dass für knapp ein Drittel aller Patienten mit metastasiertem NSCLC nun eine verbesserte Behandlungsmethode mit Pembrolizumab vorliegt. „Diese Möglichkeit wird Diagnostik und Therapie von nicht vorbehandelten Patienten mit Lungenkrebs grundsätzlich verändern“, sagt Prof. Dr. Martin Reck von der LungenClinic Grosshansdorf. „Patienten mit einer hohen PD-L1-Expression müssen so früh wie möglich identifiziert werden, da wir für sie nun eine substanziell bessere Therapiemöglichkeit haben.“ Es wird erwartet, dass die Zulassung von Pembrolizumab in den nächsten Monaten erfolgt.

Weitere Informationen: Reck M, Rodriguez-Abreu D, Robinson AG, Hui R, Csoszi T, Fulop A, Gottfried M, Peled N, Tafreshi A, Cuffe S, O’Brien M, Rao S, Hotta K, Leiby MA, Lubiniecki GM, Shentu Y, Rangwala R, Brahmer JR, for the KEYNOTE-024 Investigators (2016) Pembrolizumab versus Chemotherapy for PD-L1-Positive Non-Small-Cell Lung Cancer. N Engl J Med 375: 1823-1833 (ARCN)

Externer Link zum Artikel

Video eines Interviews der Deutschen Krebsgesellschaft mit Martin Reck

 

/jbul



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