25.06.2021

Kick-off-Symposium “Single Cell Analysis” mit internationalen Spitzenforschern

Aufnahme der Aktivität individueller Gene in einzelnen Zellen der sich entwickelnden menschlichen Lunge mittels ‚single molecule fluorescent in situ hybridization – smFISH‘ (Foto und Daten: Christos Samakovlis - SciLifeLab Stockholm)

Das noch relativ junge Feld der Single Cell Analysis – also der simultanen Untersuchung von mehreren tausenden von einzelnen Zellen eines Gewebes oder Organs – hat in den vergangenen Jahren zu bahnbrechenden Entdeckungen in der biomedizinischen Forschung geführt und unser Verständnis von den zellulären Mechanismen von Krankheiten geradezu revolutioniert. Dementsprechend groß war das Interesse am Kick-Off-Symposium des DZL-Disease-spanning research fields* „Single Cell Analysis“.

Mehr als 100 DZL-Forschende nahmen an dem auf Zoom stattfindenden Symposium teil und trugen zur angeregten Diskussion bei. Organisiert wurde das Symposium von den DZL-Wissenschaftlern Herbert Schiller (Helmholtz Zentrum München, DZL-Standort CPC-M) und Christos Samakovlis (SciLifeLab Stockholm und DZL-Standort UGLMC).

Den Auftakt machte der Vortrag von Peter Dorfmüller (Pathologie der Universität Gießen, DZL-Standort UGMLC). Er zeigte den Teilnehmenden die Vielfalt der mikroskopischen Veränderungen bei Lungenerkrankungen wie Pulmonaler Hypertonie, COVID-19 und Lungenfibrose. Solche Veränderungen spiegeln in der Regel strukturelle Veränderungen des Lungengewebes wider. Erste Anwendungen von Einzelzellanalysen ermöglichten bereits Erkenntnisse über spezifische Veränderungen der Genexpression in Zellen, die unter dem Mikroskop sofort ins Auge stechen, weil sie in der Folge ihre Form ändern oder sich vermehren. Dennoch werden noch große Anstrengungen von interdisziplinären Forschungsgruppen erforderlich sein, um gleichzeitig zu entschlüsseln, welche Zellen wo im Gewebe sitzen und wie ihr Genexpressionsprofil aussieht. Vorträge von Martin Nawijn (Uniklinik Groningen), Alexander Misharin (Northwestern University Chicago), und Susanne Herold (Universität Gießen, DZL-Standort UGMLC) stellten unter anderem das internationale „Human (Lung) Cell Atlas“-Projekt vor und zeigten wie neuartige Organoidmodelle, künftig helfen können, verschiedene Krankheitsvorgänge außerhalb des Körpers zu untersuchen.

Neuartige Röntgenbildgebung schafft hohe Auflösung für die gesamte Lunge in 3D

Ein Thema zog sich wie ein roter Faden durch das ganze Symposium: Die Kombination von Single-Cell-Daten mit hochauflösender Bildgebung. Besonders viel Beachtung fand der Vortrag von Willi Wagner (Universität Heidelberg, DZL-Standort TLRC). Er präsentierte die aktuellen Fortschritte bei der Erstellung von extrem hochauflösenden Röntgen-Tomographiebildern der menschlichen Lunge. Die von ihm gezeigten Aufnahmen erreichen eine vergleichbare Auflösung wie klassische Mikroskopiebilder, dies allerdings von der gesamten Lunge – und in 3D. Die Bilder sorgten entsprechend für Begeisterung unter den Teilnehmenden. Auch der Vortrag von Joakim Lundeberg (SciLifeLab Stockholm) über die von seiner Forschungsgruppe entwickelte Spatial Transcriptomics-Technologie – also die Zuordnung von einzelnen Zellen mit einem bestimmten Genexpressionsprofil zu bestimmten Orten auf mikroskopischen Bildern, mündete in eine angeregte Diskussionen über die Möglichkeiten und Schwächen ebendieser Technologie.

DZL-Plattform Biobanking und Data Management spielt zentrale Rolle für Einzelzellananalysen

Auch der Tatsache, dass der Auswertung von Einzelzellanalysen eine immer wichtigere Rolle zukommt, trug das Symposium Rechnung, indem es diesem Themenbereich eine eigene Session widmete. Die beiden Referenten und DZL-PIs Malte Lücken und Fabian Theis (Helmholtz Zentrum München, DZL-Standort CPC-M) zeigten die Möglichkeiten der Datenerhebung und -auswertung von Einzelzellanalysen aus verschiedenen Studien bzw. klinischen Kohorten in Kombinationen mit demografischen Daten. So können Forschende entschlüsseln, welche zellulären Veränderungen der Lunge physiologisch im Rahmen des Alterungsprozess auftreten und welche pathologischen Veränderungen das Früh- oder Endstadium eines bestimmten Krankheitsbildes bestimmen. Dabei zeichnete sich ab, dass in Zukunft bei der integrierten Analyse Einzelzelldaten aus unterschiedlichen klinischen Kohorten und klinischen Begleitdaten der Plattform Biobanking & Data Management des DZL wie auch dem DZL-Datawarehouse eine zentrale Rolle zukommen wird.

Das Kick-Off-Symposium “Single Cell Analysis” zeigte, dass Einzelzellananlysen eine Schlüsselrolle in der Erforschung von Lungenkrankheiten zukommt. Oder wie es Mitorganisator Herbert Schiller formulierte: „Weil die Schaltkreise aus einzelnen Zellen und die Genprogramme, die diese steuern, als funktionelle Einheit der Schlüssel sind, um den Zustand eines Gewebes zu detektieren und dessen zukünftigen Zustand vorherzusagen oder therapeutisch eingreifen zu können“.

 

* Im Rahmen der dritten Förderperiode des DZL sollen erstmals Querschnittsthemen gemeinsam erforscht werden, die die Krankheitsbereiche übergreifen – sogenannte Disease-spanning research fields. Eines davon ist die Einzelzellanalytik (Single Cell Analysis). Das Ziel: Forschungsgruppen, die normalerweise an unterschiedlichen Lungenkrankheiten arbeiten, sollen bei der Anwendung neuer Methoden und Algorithmen eng kooperieren und durch den Vergleich der Krankheiten neue Erkenntnisse gewinnen.

 

Quelle: Helmholtz Zentrum München

/jbul



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