09.07.2018
Mit dem Flaggschiff nach Portland: Sebastian Marwitz wirbt DFG-Stipendium ein
Portland statt Borstel: Dr. Sebastian Marwitz führt seine Untersuchungen des TGF-β-Signalwegs bei Lungenkrebs als Gastwissenschaftler am Providence Portland Medical Center in Portland/Oregon (USA) fort. Für das 12-monatige Forschungsstipendium warb der Postdoktorand ca. 40.000 € bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) ein.
Normalerweise ist Sebastian Marwitz in der Pathologie des Forschungszentrums Borstel anzutreffen. Dort erforscht er als Postdoktorand bei DZL-Wissenschaftler Prof. Dr. Torsten Goldmann den Einfluss des TGF-β-Signalwegs auf den Nicht-kleinzelligen Lungenkrebs. TGF-β (Transforming Growth Factor Beta) ist ein Protein mit besonderer Bedeutung für die Krebsentstehung und daher zentrales Thema des grundlagenwissenschaftlichen Flaggschiff-Projekts des DZL-Forschungsbereichs Lungenkrebs. Bereits vor zwei Jahren veröffentlichte Marwitz gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen der DZL-Standorte ARCN und TLRC neue Erkenntnisse im Fachmagazin Cancer Research: Demnach kann das Protein BAMBI einen Pseudorezeptor bilden, der verhindert, dass das Signal des TGF-β-Signalwegs weitergeleitet wird. Dadurch sinkt die Invasivität des Tumors, wie Studien im Zellkultur- und im Tiermodell zeigten. Nun stellt sich die Frage, inwieweit der Signalweg die direkte Tumorumgebung und möglicherweise auch die lokale Immunantwort beeinflusst, denn es ist bereits bekannt, dass TGF-β grundsätzlich einen Einfluss auf das Immunsystem hat. Dieser Zusammenhang ist besonders interessant, da es Tumoren oft gelingt, unter dem Radar der Immunkontrolle hindurchzufliegen. Neue Behandlungsansätze setzen genau hier an: Mit den derzeit sehr erfolgreichen Immuntherapien kann die Blockade des Immunsystems bei vielen Patienten wieder aufgehoben werden. Ziel von Marwitz‘ Studien ist es, durch detaillierte Kenntnis der Interaktion von Immunsystem und Tumor neue Zielmoleküle für die Therapie zu identifizieren.
Um den Einfluss von TGF-β auf die Tumorumgebung zu untersuchen, nahm Sebastian Marwitz Kontakt zu Prof. Dr. Bernard Fox aus Portland/Oregon auf. Fox leitet das Labor für Molekulare und Tumorimmunologie am Earle A. Chiles Research Institute des Providence Portland Medical Center. Er ist Experte für Multiplex-Immunhistochemie und Multispektralbildgebung. Beide Verfahren ermöglichen es, an Gewebeproben von Patienten eine große Anzahl von Proteinen parallel zu analysieren.
Nach den ersten sechs Monaten in Portland zeigt sich Marwitz beeindruckt von der Nachwuchsförderung und der translationsorientierten Mentalität, die in der Forschung herrscht: „Ein Großteil der Experimente wird darauf ausgerichtet, wie die Behandlung von Patienten oder die Diagnostik direkt verbessert werden können.“
Die DFG vergibt Forschungsstipendien an deutsche Nachwuchswissenschaftler, die ein Projekt in einem ausländischen Labor durchführen möchten. Ziel kann beispielsweise das Erlernen neuer Techniken sein. Die von Sebastian Marwitz durchgeführten Experimente sind auch für das gesamte DZL wertvoll und lassen auf Fortschritte in diesem Flaggschiffprojekt hoffen.
/jbul
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